Neid und seine Behandlung
1.
Einleitende Worte:
In der Sure al-Falaq
lesen wir: „..Und vor dem Übel
eines Neiders, wenn er neidet.“
(113:5)
Ohne Zweifel
gehört Neid zu den schlimmsten
seelischen Krankheiten, die es gibt.
Und der größte Beweis dafür ist,
dass Allah (swt) uns in dem obigen
Quranvers dazu auffordert bei Ihm
Zuflucht zu nehmen vor den Neidern.
Jedoch gibt es
für jede Krankheit ein Heilmittel
und somit lässt sich auch Neid
behandeln. Bevor wir aber näher
darauf eingehen, wie man Neid
behandeln kann, wollen wir uns
zunächst damit beschäftigen, wie
Neid genau definiert wird, welche
Gründe es hat und welche schlechten
Folgen es mit sich zieht.
2. Die
Definition des Neides:
Wir sprechen
dann von Neid, wenn jener, der
neidet, sich wünscht, dass das Gute,
was bei einer anderen Person
vorhanden ist, sei es in Form von
Geld, Besitz, Aussehen, hohen
Positionen oder anderen Gnaden, von
ihr genommen wird, auch wenn sich
der Neider dieses nicht unbedingt
für sich selbst wünscht. Sprechen
wir jedoch davon, dass sich jemand
dasselbe wünscht wie das, was bei
einer anderen Person vorhanden ist,
ohne dass es jener Person genommen
wird, so sprechen wir von guter
Eifersucht (arab. ghibtah), welche
in den Überlieferungen gepriesen
wird.
3. Die
Gründe für Neid:
Neid hat viele
Gründe, einige davon sind:
a. Hass
und Feindschaft:
Hass und
Feindschaft gehören zu den größten
Gründen für Neid. Dadurch, dass man
mit anderen verfeindet ist und sie
hasst, kann es leicht passieren,
dass man sich wünscht, dass dieser
Person diese Gaben und Gnaden
genommen werden, um sich über ihr
Leid zu freuen.
b.
Konkurrenzdenken:
Auch
Konkurrenzdenken zählt zu den
Gründen, die zu Neid führen können.
Vor allem unter jenen, die in
denselben Beruf arbeiten und sich
gegenseitig als Konkurrenz ansehen
und dadurch nicht möchten, dass
andere mehr Geld verdienen oder
bekannter werden und mehr Kundschaft
bekommen, als sie selbst.
c.
Egoismus:
Ein weiterer
Grund kann Egoismus sein. Dadurch,
dass man nur sich selbst gutes
wünscht und nicht mit ansehen kann,
wie anderen Gutes getan wird,
wünscht man sich, dass ihnen diese
Gnaden genommen werden.
d.
Aufmerksamkeitsmangel:
Manche haben
einen Aufmerksamkeitsmangel und
lieben es im Vordergrund zu stehen.
Wenn dann jemandem gutes geschieht
und alle darüber sprechen, wünschen
sich diese Personen dann, dass
diesen Leuten jene Gnaden genommen
werden, damit sie nicht mehr so viel
Aufmerksamkeit bekommen und sie
selbst wieder im Vordergrund stehen
können.
4.
Folgen des Neides:
Neid sticht
unter den sonstigen seelischen
Krankheiten dadurch hervor, dass es
die schlimmsten Folgen hat, die
nicht nur im Jenseits, sondern auch
schon im Diesseits auftreten.
Zu den
diesseitigen Folgen zählen:
Dass der Neider
stets seelisch leidet und sich
Sorgen macht und nicht mit ansehen
kann, wie anderen Gutes getan wird,
wodurch er depressiv wird und stets
eine innere Unruhe verspürt. Stets
ist er mit anderen Leuten
beschäftigt, spricht über sie und
sucht alle möglichen Wege, nur um
diese Person zu erniedrigen und zu
diskreditieren, aufgrund des starken
Neides, den er gegenüber dieser
Person verspürt.
Zu den
jenseitigen Folgen zählen:
In einer
Überlieferung des Gesandten Gottes
(s.) heißt es: „Neid verzehrt die
guten Taten, wie Feuer das
Brennholz.“
Entsprechend
dieser Überlieferung wird dieser
Neider am Tage der Auferstehung
trotz seiner guten Taten, die er
verrichtet hat, leer ausgehen und
mit leeren Händen vor Gott stehen.
Ganz abgesehen davon, dass er durch
seinen Neid in viele andere
seelische Krankheiten verfällt,
durch die er weitaus mehr Sünden
begeht. Zum Beispiel passiert es
oft, dass ein Neider in Lästereien
verfällt, in dem er über andere
spricht und erfindet manche Dinge
selbst hinzu, verleumdet, lügt und
versucht diese Person dadurch zu
erniedrigen. Und dadurch tut er
gläubigen Gottesdienern Unrecht und
verbreitet falsche Dinge über sie,
wofür er am Tage der Auferstehung
hart bestraft wird.
5. Die
Behandlung des Neides:
Es ist wichtig,
dass man sich selbst zunächst
eingesteht, dass man Neid in seinem
Herzen gegenüber anderen verspürt.
Wenn man nicht gegenüber sich selbst
ehrlich ist, dann wird man nie den
Schritt vollziehen, sich zu bessern
und an sich zu arbeiten und man wird
nie aus diesem Teufelsspiel
herauskommen.
Einige Mittel,
die dabei helfen sollten den Neid zu
bekämpfen und von ihm frei zu
kommen:
a. Man sollte
versuchen sich mehr auf sich selbst
zu konzentrieren und nicht auf das
zu blicken, was bei anderen
vorhanden ist. Man sollte nicht auf
die vielen Gaben und Gnaden der
Leute schauen, sondern für das
dankbar sein, was man hat und darauf
blicken, wie andere Menschen leben,
die noch weniger haben, als man
selbst.
b. Man sollte
an die schlimmen Folgen des Neides
denken und daran, wie es sowohl das
diesseitige, als auch das jenseitige
Leben ruiniert und dass dieser Neid
der beneideten Person nicht schaden
wird, einem selbst aber schon.
c. Man sollte
daran denken, dass Allah (swt)
gerecht ist und jedem das schenkt,
was er verdient. Manchmal kann es
sein, dass Allah (swt) jemandem mehr
gibt, nur um zu testen, wie er damit
umgeht und ob er Allah (swt) dadurch
näher kommt oder ihn vergisst. Und
manchmal kann es sein, dass Allah (swt)
etwas von jemandem nimmt, um zu
prüfen, ob er Geduld hat und
standhaft bleibt, um ihm später im
Jenseits dafür noch mehr zu
schenken.
d. Anstatt dass
man sich wünscht, dass diesen
Menschen das Gute, was ihnen
geschenkt wurde, genommen wird,
sollte man sich an Allah (swt)
wenden und Ihn darum flehen einem
das zu schenken, womit man
vernünftig umgehen kann und wofür
man am Tage des Jüngsten Gerichts
nicht Rechenschaft ablegen muss.
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